Leitbild des Faches Theologie der Spiritualität


Dominikus

Der Begriff „Spiritualität“ wird in der Gegenwart nicht nur in der Theologie gebraucht. Häufig wird damit die Sehnsucht nach Ganzheit der eigenen Person im Verhältnis zu einer als technisiert empfundenen Welt, zur eigenen Geschichte, zu den eigenen Beziehungen und zum transzendenten Grund der Welt.

Demgegenüber versteht das Christentum unter pneumatikos bzw. spiritualis die Art und Weise, das eigene Dasein vom Geist Gottes leiten zu lassen. Das geistliche Leben als Beziehung zum dreifaltigen Gott verdankt sich der Initiative Gottes (Gnade, Berufung zur Heiligkeit), die, in Freiheit angenommen, alle Kräfte des Menschen und alle Lebensvollzüge durchformen soll (Weg-Charakter). 

Als theologische Disziplin beschreibt die „Theologie der Spiritualität“ nicht nur Ausgestaltungen oder Elemente geistlichen Lebens, sondern will Grundlagen und Zusammenhänge argumentativ aufweisen. Dabei öffnen sich vielfältige Verbindungen zu anderen theologischen und geisteswissenschaftlichen Disziplinen.

In diesem Sinne umfasst sie verschiedene Fragestellungen (z.B. das christliche Beten, Betrachtung und Kontemplation, geistliche Begleitung und Unterscheidung der Geister, allgemeine Berufung zur Heiligkeit und besondere Berufungen etc.) wie auch konkrete Ausprägungen (exemplarische Personen, Epochen, Bewegungen, spezifische Ausfaltungen und gegenwärtige Entwicklungen). So wichtig dabei eine systematische Reflexion ist, das eigentliche Subjekt von Spiritualität und Objekt einer Theologie des geistlichen Lebens ist der konkrete Mensch vor dem Angesicht Gottes.